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Denkanstöße

Wie offen darf ich mit Betroffenen über die Diagnose sprechen?

Liebe Leserinnen und Leser,

Heute geht es um eine Frage, die man sich vielleicht nach der Diagnose stellt:

Offenheit über die Diagnose

Photo by Elisa Riva on Pixabay

Wie offen darf ich mit Betroffenen über die Diagnose sprechen?

In einem eher erschienenen Newsletter ging es über verschiedene Gründe, die für eine frühzeitige Diagnose sprechen. Zum Beispiel bekommen Betroffene so noch die Möglichkeit, wichtige Entscheidungen über ihre Zukunft mitzubestimmen. Das geht nur, wenn sie auch über ihre Diagnose informiert werden. 

Jemandem die Diagnose 'Demenz' mitzuteilen ist für viele Angehörige eine schwere Aufgabe. In vielen Fällen übernimmt dies der behandelnde Arzt nach Abschluss der Untersuchungen. Im Idealfall begleitet er die Familie durch den weiteren Demenzprozess und erfüllt somit eine entscheidende Rolle bei der Information.

Man könnte jetzt einwenden, dass es den Betroffenen schaden könnte, so eine schreckliche Nachricht zu erhalten. Allerdings ist bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen, dass jemand durch diese Information auf lange Sicht psychischen Schaden erlitten hat. Selbstverständlich können erste Reaktionen wie Wut, Traurigkeit und Angst aufkommen, aber ist das nicht auch eine normale Reaktion auf eine solch erschütternde Nachricht?

Verschiedene Gründe sprechen dafür, Betroffene über die Wahrheit zu informieren:

  • Sie behalten das Recht auf Autonomie und das 'Recht auf Wissen'. 
  • Sie bekommen die Möglichkeit ihre Zukunft mitzubestimmen.
  • Sie werden wie Erwachsene behandelt, nicht wie Kinder oder unmündige Menschen betrachtet und ihrer Persönlichkeit beraubt.
  • Es fällt ihnen leichter, Hilfe anzunehmen, wenn sie wissen warum und wofür. Das Gleiche gilt im Übrigen für Angehörige. 
  • Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass etwas mit ihrer Persönlichkeit nicht stimmt oder dass sie 'verrückt' werden. Stattdessen kann die Krankheit in ihrem biologischen Zusammenhang gesehen werden.
  • Sie können offen über ihre Ängste und Sorgen (die sie vielleicht sowieso haben, da sie merken, dass etwas nicht stimmt) reden und möglicherweise professionelle Hilfe aufsuchen.
  • Geheimniskrämerei und möglicherweise aufwendiges Theaterspielen auf Seiten der Angehörigen sind nicht nötig.

 

Haben Sie Fragen zu diesem Artikel oder wünschen Sie sich einen Beitrag zu einem bestimmten Thema? Schreiben Sie mir (post@alexandra-evers.de). Ich freue mich über Ihre E-Mail!

Es grüßt Sie herzlich,

Ihre Alexandra Evers